3804 Truppenübungsplatz Lager Kaufholz
1968
Im Jahr 1938 wurden zur Errichtung eines Truppenübungsplatzes die rund 7000 Bewohner von 48 Orten östlich von Allentsteig zwangsweise ausgesiedelt. Das ca. 160 km² großen Gebiet entwickelte sich in der Folge zum „größten Schießplatz“ des Deutschen Reichs, wo bis zu 60.000 Soldaten stationiert waren. Nach 1945 wurde der Truppenübungsplatz von sowjetischen Besatzungstruppen übernommen und im Jahr 1957 schließlich dem Österreichischen Bundesheer übergeben.
Im Zuge umfassender Sanierungsarbeiten wurden einzelne Gebäude der verlassenen Dörfer konserviert, die Soldatenunterkünfte restauriert, Neubauten errichtet und im Jahr 1966 die Erbauung einer Militärkirche beschlossen.
Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten im Kirchenbau wurde in den 1960er Jahren häufig mit geometrischen Grundformen experimentiert. Insbesondere das Dreieck erfreute sich durch seine vielfältigen Variationsmöglichkeiten großer Beliebtheit. (mehr hier)
Die Architekten Prader und Fehringer wählten als Grundrissform ein rechtwinkeliges Dreieck, schnitten jedoch die Spitze ab und ersetzten sie durch einen rechteckigen Presbyteriums-Anbau, über dem sich ein offener Glockenturm erhebt. Weitausladende Betonscheiben markieren den zeltförmigen Zentralraum und umfassen an der Basis des Dreiecks die Hauptfassade, an der Chorseite ein Podest für Feldmessen und an den Seitenwänden die Sakristei bzw. eine WC-Anlage.
Der Kontrast zwischen dem fensterlosen Innenraum und dem durch zwei Fenster und einem Glasdach hell erleuchteten Presbyterium verleiht dem kleinen Kirchenbau, der Platz für rund 240 Gläubige bietet, eine mythische Stimmung. An den kahlen Seitenwänden befinden sich vier überlebensgroße Schnitzereien von Soldatenheiligen, die von dem Feistritzer Künstler Kurt Campidell geschaffen wurden.
Insgesamt ist den Architekten mit der Zeltform des Baukörpers und der nüchternen Sachlichkeit, die sich auch in den unverputzten Betoninnenwänden zeigt, eine plausible Lösung der Bauaufgabe „Militärkirche“ gelungen.