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Aktuelle Seite: Inzersdorf ob der Traisen
NÖD-10
Bez. St. Pölten Land

Bildhauer

Emilian Slabe

1921

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in jeder Stadt, in jeder Gemeinde ein Kriegerdenkmal errichtet, um der gefallenen Mitbürger zu gedenken.

Je nach finanziellen Möglichkeiten wurde deren Ausführung Bildhauern übertragen, wurden kostengünstige Kunststeinabgüsse erworben oder nur einfache Tafeln mit den Namen der Gefallenen zu einem Denkmal arrangiert.

Der St. Pöltner Bildhauer Emilian Slabe entwarf ein Kriegerdenkmal in Form einer Stele, die auf einem mehrfach gestuften Sockel ruht. Die Stele zeigt das Halbrelief eines barhäuptigen Soldaten in der Uniform des Ersten Weltkriegs, der sich auf sein Gewehr stützt. Slabe stellte in seiner eigenen Firma Kunststeinabgüsse der Stele her und bot sie kleinen finanzschwachen Gemeinden zum Kauf an, wobei der Sockel jeweils von einem örtlichen Baumeister hergestellt wurde.

Inzersdorf ob der Traisen erwarb Slabes Stele, verzichtete jedoch auf einen Sockel und fügte sie stattdessen in eine massiv gestaltete rustizierte Ädikula ein, die mit den kräftigen, sich verjüngenden Säulen und dem übergroßen Helm am steilen Rundbogengiebel manieristische Eigenart entfaltet. In dieser übermächtigen Umrahmung wirkt die verhältnismäßig kleine Soldatenfigur beinahe zerbrechlich und durch die geneigte Kopfhaltung traurig und erschöpft. Das Denkmal scheint weniger einen Kriegshelden, sondern einen Soldaten in seiner patriotischen Opferrolle zu würdigen.

Slabes Kunststeinstelen wurde auch von den Orten Rossatz, Neustift im Felde, Jettsdorf und Haunoldstein in Niederösterreich gekauft. Allerdings wurden sie hier entsprechend dem Entwurf des Bildhauers auf Sockeln aufgesetzt und mit einer stattlichen Höhe von rund vier Metern den aus dieser Perspektive eher nachdenklich wirkenden Kriegshelden Anerkennung erwiesen.

In dem kleinen Ort Haunoldstein wurde 1923 auf dem örtlichen Friedhof das Kriegerdenkmal in der Sockelvariante errichtet. Im Jahr 1958 beschloss jedoch die Gemeinde, die 1692 im Zentrum des Ortes errichtete Michaelskapelle zu einer Kriegergedächtniskapelle umzuwidmen. Das Denkmal am Friedhof wurde abgetragen und - den einstigen Kriegshelden buchstäblich vom Sockel stoßend – die Stele auf einer niedrigen Bodenplatte neben der Kapelle aufgestellt und sie damit zu einem Freiluft-Ausstellungsobjekt degradiert.

20. Jhd.