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Aktuelle Seite: Unserfrau-Ursprungskapelle
NÖS-505
Bez. Gmünd

13. Jhd.

Zubau

Bernhard Meist

1693-1696

Direkt neben der Wallfahrskirche in Unserfrau steht die sogenannte Ursprungskapelle. In einer mittelalterlichen Urkunde wird sie als „Nebenkapelle“, unter der sich das „Gebein-Haus“ befindet, erwähnt. Das lässt darauf schließen, dass gleichzeitig mit dem Bau der romanischen Kirche der heute noch bestehende Friedhof angelegt wurde und die „Nebenkapelle“ als zweigeschossiger Karner mit einer kleinen Apsis etwa zeitgleich entstanden ist.

Zwischen 1505 und 1520 wurde der gesamte Kapellenraum mit Fresken ausgestaltet, die allerdings zum Teil nicht über Umrisszeichnungen hinausgingen. Zwischen üppigem Rankenwerk sind teilweise in szenischen Darstellungen, teilweise gleichsam frei schwebend Christus – und Heiligenfiguren, Propheten und Engel zu erkennen. Dazwischen sind kleine Landschafts- und Architekturzeichnungen eingefügt, wobei eine Skizze vermutlich den ersten kleinen romanische Kirchenbau darstellt. In der kleinen Apsis wurden die schwarzen Spuren eines Brandes, der zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ausbrach, nicht beseitigt.

Ein Kuriosum ist der Text neben dem Eingang, den vermutlich ein Wallfahrer in späterer Zeit mit einem Rötelstift hingekritzelt hat, als er zur Kirche in Unserfrau pilgerte:

Fromm sein schadet nicht
allzu fromm gedeihet nicht
halb fromm viel Schaden nehmen kann
wenn es im Land so wäre
dass man allen Huren die Nase abschnitte
dann würde so mancher frommer Mann
ein Weib ohne Nase haben.

Der Vorbau mit dem Stiegenauf- bzw. -abgang zum Beinkeller sowie das Tor, das zum Friedhof und zur Kirche führt, wurden wahrscheinlich im Zuge der barocken Erweiterung der Wallfahrtskirche hergestellt.

Die Ursprungskapelle diente ab 1783 dem Adelsgeschlecht Fürstenberg-Weitra, Besitzer des Schlosses Weitra, als Grablege, bis es 1843 in Alt-Weitra die aufwändig gestaltete Fürstenberggruft errichten ließ.

Romanik