3970 Gemeinde Unserfrau-Altweitra
Unserfrau
1250 - 1480
Zubau
1693-1696

Einer Legende zufolge wurde Anfang des 13. Jahrhunderts in einer kleinen Siedlung nahe Altweitra während eines Hochwassers der Lainsitz eine Muttergottesstatue auf einem Sandhügel angespült. Die Statue wurde mit der Bezeichnung Unser Frau am Sande in der Kirche von Altweitra aufgestellt, soll jedoch auf unerklärlicher Weise an ihrem Fundort zurückgekehrt sein. Dieser Vorgang wiederholte sich zweimal und es wurde daher 1250 beschlossen, am Auffindungsort eine kleine Kirche zu erbauen. Nachdem in der ersten Nacht nach der Fertigstellung der Kirche in unmittelbarer Nähe eine Quelle mit heilkräftigem Wasser entsprungen war, wurde auch ein Badehaus errichtet.
Rasch verbreiteten sich Berichte über wunderbare Heilungen und die Ansammlung der wenigen Häuser entwickelte sich zu dem beliebten Marienwallfahrtsort Unserfrau. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts wurde für die wachsenden Zahl an Pilgern die romanische Kirche um einen gotischen Chor erweitert und 1480 wurde das ursprüngliche Kirchenschiff durch eine dreischiffige Halle ersetzt.
In der Barockepoche erlebte das Wallfahrtswesen seine Blütezeit und 1693-1696 erweiterte der Zwettler Baumeister Bernhard Meist das Kirchenschiff um zwei Seitenschiffe. Gleichzeitig erfolgte auf der linken Seite des Chores der Anbau einer zweistöckigen Sakristei und an der rechten Seite wurde ein Turm mit Zwiebelhelm errichtet, bei dem noch Mauerreste des romanischen Kirchenbaus erhalten blieben.
Der mächtige Baukörper ist sehr schlicht mit flachen Lisenengliederungen und zweistöckig angeordneten Segmentbogenfenstern ausgeführt. Das fünfschiffige Langhaus wurde unter einem hohen Satteldach zusammengefasst. Am Chor sind an der unverbauten Seite noch die hohen Maßwerkfester sichtbar.
Der Innenraum erhielt durch die weit in den Raum heruntergezogenen Rippen des Kreuzgratgewölbes eine bemerkenswerte Raumwirkung. Die Polychromierung der Schlusssteine sowie der Rippen ist zum Teil erhalten.
Auffallend ist, dass die Kreuzgratbögen des gotischen Chors nicht in einer Achse mit den Kreuzgratgewölben des rund 80 Jahre später angebauten Hauptraums liegen. Diese Achsenverschiebung ist wahrscheinlich auf einen Planungsfehler während der Errichtung des neuen Kirchenschiffs zurückzuführen, da offensichtlich der Triumphbogen nicht in der Achse des Chors angelegt wurde.
Die barocken Seitenschiffe öffnen sich mit einfachen Rundbogenarkaden zum Hauptraum. Sie erhielten Kreuzrippengewölbe, die darüber liegenden Emporen sind flach gedeckt und mit Holzbalustraden in grüner Marmorimitation ausgestattet.
Im Chor befinden sich ein gotisches Sakramentshäuschen aus dem Jahr 1525 und eine Sitznische mit einem Maßwerkbaldachin aus der gleichen Zeit. Neben dem Chor steht auf einer Säule eine um 1340 datierte Marienstatue, die als Unsere Liebe Frau am Sande verehrt wird.
Unter der Regentschaft Kaiser Josef II wurde die Durchführung von Wallfahrten sehr eingeschränkt und die Kirche Unserfrau verlor an Bedeutung. Erst seit 1997 werden in der ältesten Marienpfarrkirche der Diözese St. Pölten wieder regelmäßig Wallfahrtsmessen gefeiert.
Neben der Kirche befindet sich die sogenannte Ursprungskapelle. Sie wurde im 13. Jahrhundert als Karner erbaut und Anfang des 16. Jahrhunderts mit bemerkenswerten Fresken ausgestattet.

Die Chorseite der Wallfahrtskirche, links die Ursprungskapelle.

Seitenansicht des Hauptraumes, die zwei linken Fensterachsen gehören zum Sakristeianbau.

Blick zum Chor.

Blick zur Orgelempore.