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Aktuelle Seite: Hoheneich
NÖS-323
Bez. Gmünd

Andreas Zach

1776-1778

Im Mittelalter wurde 1408 im kleinen Ort Hoheneich, nur drei Kilometer von der böhmischen Grenze entfernt, eine Marienwallfahrtskirche errichtet, nachdem laut Pfarrchronik eine „fromme Jungfrau […] das Gnadenbild der Unbefleckten mit dem Kinde gestiftet hat(te).“ Die Kirche entwickelte sich in der Habsburger Monarchie zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, der auch zahlreiche Pilger aus Böhmen anzog.

Während der von Martin Luther ausgehenden Reformationszeit begann jedoch der Niedergang der Pfarre und bereits 1540 wird sie als „eingegangen“ bezeichnet. Trotzdem fanden – sehr zum Missfallen der neuen protestantischen Obrigkeit - weiterhin katholische Wallfahrten statt. Eines Tages, im Jahr 1621, erfuhr der evangelische Pastor, dass wieder einmal Wallfahrer aus Böhmen eintreffen werden. Daraufhin ließ er - mit Zustimmung des zum Protestantismus übergetretenen Grundherrn Graf von Kollonitsch - „das Kirchentor inwendig aufs festeste verriegeln, verschließen und vermauern.“ Als die Wallfahrer eintrafen, öffnete sich jedoch die Kirchentüre von selbst und die dahinter aufgeführte Mauer stürzte ein, sodass die Pilger ungehindert in die Kirche einziehen konnten. Durch dieses Ereignis fand Graf Ernst von Kollonitsch zum katholischen Glauben zurück. Er entließ den evangelischen Prädikanten, und nach der Wiederherstellung der katholischen Pfarre wurde die gotische Kirche barock umgestaltet.

Durch das „Wunder von Hoheneich“ nahm die Zahl der Wallfahrten zu und die Kirche wurde für die wachsende Pilgerschar zu klein. Nachdem sie im Laufe der Jahre auch zunehmend baufällig geworden war, wurde sie 1776 abgerissen und an gleicher Stelle von Andreas Zach eine neue größere Kirche errichtet.

Andreas Zach war ein bekannter, auch in Wien viel beschäftigter Architekt, dessen Tätigkeit in die Übergangsphase vom Spätbarock zum Klassizismus fiel. Dies lässt sich bei der Pfarrkirche Hoheneich deutlich erkennen: Während die Einturmfassade noch vom typisch barocken Schwung und entsprechender Dekoration geprägt ist, zeigt der achteckige Baukörper des Hauptraums bereits die geradlinigen, schlichten und klaren Formen des Klassizismus. Selbst die im Innenraum ausgebildete Kuppel ist unter einem einfachen Zeltdach verborgen.

Bei der Gestaltung des Innenraums zeigt sich Zach mit dem längsovalen überkuppelten Hauptraum sowie den nischenförmigen Querarmen noch ganz der barocken Tradition verpflichtet. Die neobarocke Deckenmalerei wurde allerdings erst 1893 von Franz Mayerhofer aus Waidhofen an der Thaya hergestellt. Sie zeigt die große Fertigkeit, mit der die Künstler des 19. Jahrhunderts charakteristische Gestaltungsweisen vergangener Stile anzuwenden verstanden.

Der mächtige Hochaltar, die Seitenaltäre und die restliche Innenausstattung wurden von Andreas Zach wiederum im klassizistischen Stil entworfen. Am Hochaltar befindet sich die gotische Gnadenstatue Madonna mit dem Kind, die aus dem Vorgängerbau übertragen worden war,  und die bis heute Hohenberg zu einem der beliebtesten Wallfahrtsorte Österreichs macht. In der rechten Querarmnische ist die gotische, eisenbeschlagene „Mirakeltüre“ zu sehen, die an das Wunder der Bekehrung des Grafen Kollonitsch im Jahr 1621 erinnert.

Südlich der Kirche steht die Maria Lourdes-Kapelle. Sie war ursprünglich die letzte Station eines Kreuzweges, der 1721 anlässlich des 100jährigen Jahresjubiläums des Wunders von Hoheneich errichtet wurde. Sie wurde als Grabkapelle Christi errichtet, 1892 jedoch zu einer Lourdeskapelle umgestaltet.

Klassizismus
Barock